Unterrichtsformen im AU

Aufbau

Wir haben den Themenbereich "Unterrichtsformen" vorläufig in fünf Abschnitte gegliedert:

Es geht uns vor allem darum, ein Möglichkeit zum Austausch der Unterlagen zu geben, die in all den oben erwähnten Fällen meist recht vorbereitungsintensiv sind. Daher würden wir uns über Ihre Beiträge sehr freuen.


1. Einleitung: Unkonventionelle Unterrichtsformen

1.1. Wieso unkonventionelle Unterrichtsformen?

Einen beträchtlichen Teil der Unterrichtsqualität machen die Unterrichtsformen aus; vielfältigere und modernere Unterrichtsformen sind noch nicht überall im selbstverständlichen Gebrauch.

Es geht darum, die an und für sich zahlreich vorhandenen Formen personen- und themengerecht einzusetzen, d.h. schüler- und sachgerecht zu wählen:

Formen des Frontalunterrichts sind zur Einführung v.a. einfacherer Wissensgegenstände nach wie vor sehr effektiv.

Komplexe Phänomene - z.B. im Sprachunterricht etwa solche, bei denen mehrere (öfters schwierige) Funktionen durch eine einzige Form ausgedrückt werden - können dank denjenigen Unterrichtsformen besser verstanden und gelernt werden, in denen die Schülerinnen und Schüler selbständig, auf individuellen Wegen und in individuellem Tempo arbeiten: Die Schüler müssen mehr in die Erarbeitung des Wissens involviert werden. Beispiel einer solchen Unterrichtsform: die Puzzleform des Gruppenunterrichts (s. unten im betr. Kapitel).

Ausserdem sollten die Schüler vermehrt in das Unterrichten selber einbezogen werden ("Lernen durch Lehren", LdL): Wörter und kleinere Grammatikthemen können sie mit entsprechender Vorbereitung selber bestens einführen, oder sie kreieren Übungen, auch Geschichten oder andere Textarten, zu bestimmten Sprachthemen; das fördert ihre Phantasie und schärft ihr sprachliches Problembewusstsein und Wissen.

Die verstärkte Eigentätigkeit der Schüler ist aber nicht nur im Sprachunterricht, sondern auf allen Gebieten möglich, in Originallektüre und Übersetzungslektüre, in der Auseinandersetzung mit antiker Kultur generell (s. Beispiele anschliessend). Wiederum ist die Puzzleform des Gruppenunterrichts eine gute Möglichkeit, aber auch die Projektmethode (s. ebenfalls die Beispiele).

Die langfristig geplante, neben der Originallektüre erfolgende und auf sie abgestimmte Lektüre von gedruckten Übersetzungen ist ein ausgezeichnetes Unterrichtsverfahren: Die fachliche Zuständigkeit der Schüler wird stark entwickelt, und sie entfalten sehr oft einen Reichtum an Ideen und Folgerungen, auf die wir Lehrer kaum je gekommen wären; eine Originallektüre nach gelesener Übersetzung wird besonders fruchtbar (und für uns Lehrer eine Herausforderung).

Ein Buch zum Thema, "Innovative Methoden für den Lateinunterricht" von Julia Drumm und Roland Frölich (Hrsg.), ist 2007 im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht erschienen. Ein Handout der Herausgeber bietet eine Übersicht über die Methoden und als Ausschnitt eine Darstellung von Lernzirkel (= Werkstatt) und Projektunterricht; Sie können es hier herunterladen (mit Genehmigung des Verlags).

1.2. Beispiele

Die Schülerinnen und Schüler sollen selber einen sie persönlich interessierenden Text der lateinischen oder griechischen Literatur aussuchen und in eigener Lektüre bearbeiten, vielleicht in einer ersten Annäherung über eine gedruckte Übersetzung, ausgewählte Kapitel hernach im Original, evtl. noch eingebettet in die Lektüre von Sekundärliteratur. So werden die Schüler zu Fachleuten auf ihren Gebieten und können mit ihren Kenntnissen viel zum gemeinsamen Unterricht beisteuern.

Dieses selbständige Arbeiten kann auch auf Gebiete ausserhalb der Literatur ausgeweitet werden, etwa: Auseinandersetzung mit antiken Bildern (Vasen, Wandmalereien) oder mit antiker Architektur.

Das didaktische Prinzip der Selbsttätigkeit kann auf ganze Gruppen übertragen werden, z.B. in der Puzzleform der Gruppenarbeit oder in projektartigen Aufträgen. Stichwörter:

  • a) Einbezug von lokalen Möglichkeiten wie etwa Aufsuchen von lat. Zeugnissen im eigenen Lokalbereich (Inschriften oder bildliche Darstellungen an Gebäuden, lokalhistorisch bedeutsame Monumente, Texte aus der Lokalhistorie etc.); ein Beispiel: die veröffentlichte Projektarbeit von Clemens Müller-Glauser, Götter unter uns. Gestalten der griechischen Mythologie in der Stadt St. Gallen. Beilage zum 141. Programm der Kantonsschule Am Burggraben St. Gallen, 1997, zu beziehen über das Sekretariat der Schule: 071 228 14 14.
  • b) Latein in der Werbung (Firmennamen, Produktenamen).