Stromboli Fotos

Rezepte für schöne Fotos von Ausbrüchen

Fotos von Ausbrüchen sind keine Hexerei. Aber man kann sie mit ein paar Kniffen perfektionieren. Während den letzten zwanzig Jahren habe ich das eine oder andere auf Stromboli ausprobiert. Hier sind ein paar meiner 'Geheimrezepte'. Die Bilder, zu denen auf dieser Seite verwiesen wird, können auch gesamthaft in der Fotosammlung Eruptionen abgerufen werden. Dort befinden sich auch alle Bildlegenden.

Ausrüstung: was man am besten zu Hause lässt

Ascheneruptionen schauen tagsüber recht dramatisch aus. Die ausgeworfenen Schlacken leuchten aber vor Anbruch der Dämmerung zuwenig. Spektakuläre Bilder mit roter Lava sind nur abends, nachts oder frühmorgens möglich.

Vollautomatische Sucherkameras können meist nicht sekunden- oder minutenlang belichten und taugen deshalb für diesen Zweck nichts (man kann aber auf dem Stromboligipfel zahlreiche Touristen beobachten, die Blitzlichtaufnahmen von Sonnuntergängen und Eruptionen machen...).

Einige teure, elektronische Spiegelreflexkameras verbrauchen während der Belichtung recht viel Strom. Dies ist ungünstig, ausser man kann genügend Reservebatterien mitnehmen.

Ausrüstung: was man unbedingt braucht

Ein einfache Kamera, deren Verschluss beliebig lange offengehalten werden kann ('B-Einstellung') genügt vollauf. Sie braucht kein Spiegelreflex-Modell zu sein. Normalobjektive (etwa mit 50 Millimetern Brennweite) ergeben vom Stromboligipfel aus einen guten Bildmassstab (vergleiche dieses Beispiel). Grössere Ausbrüche füllen das Bildformat. Kleinere tun dies, wenn man ein leichtes Teleobjektiv wählt.

Die Schlacken leuchten nachts erstaunlich hell. Deshalb genügt eine Blende von 2 oder 2.8 vollauf, ausser wenn man extrem niedrig empfindliche Filme verwendet (siehe unten). Blendenstufen 1.8 oder noch kleiner können gar zu Überbelichtungen führen.

Weil man mehrere Sekunden lang belichten muss, ist ein Stativ dringend zu empfehlen. Allerdings habe ich auch schon Erfolge mit aufgeschichteten Steinhaufen erzielt. Das ist sogar besser, als wacklige Stative. Das Zielen ist allerdings heikel, wenn die Kamera zu nahe am Boden ist.

Das Stativ kann gar nicht zu schwer oder zu stabil sein (einmal abgesehen davon, dass man es den Berg hinaufschleppen muss...). Wenn die Einrichtung wacklig ist, verursacht das Auslösen des Verschlusses eine kleine Erschütterung. Die Leuchtspuren der fliegenden Schlacken sind dann prompt schlangenförmig! Allerdings gibt es zur Vermeidung dieses Problems einen Trick, siehe unten).

Um den Verschluss während 10 oder 20 Sekunden offenzuhalten, benötigt man einen Drahtauslöser (oder vielleicht besser zwei, weil schnell einmal einer im Dunkeln verloren geht).

Die Taschenlampe ist für den Nacht-Abstieg ohnehin dabei. Man braucht sie auch für das Einstellen der Kamera.

Ausrüstung: was sonst noch nützlich ist

Im allgemeinen zielt man auf Krater X, und dann geht (nach einer längeren Wartezeit) Krater Y los. Meist ist der Ausbruch vorbei, bis man neu gezielt hat. Heutzutage vermeide ich solche Frustrationen, indem ich mindestens zwei Kameras mitnehme. Es gibt Zubehör, mit dem man auf einem Stativ auch eine zweite fixieren kann (vergessen Sie aber die Stabilität nicht!).

Mir persönlich ist es zwar nie passiert, ich sah aber auch schon, wie die schwefelsauren Fumarolengase auf Stromboli die Linsenvergütung eines Objektives anäzten. Da ich dieses Risiko vermeiden will, benütze ich UV- oder Skylightfilter als Schutz. Wegen dem allgegenwärtigen Staub ist das ohnehin empfehlenswert!

Taschentücher (nicht lachen, bitte!) - Plasitksäcke und Gummibänder: Solches benütze ich mit Erfolg im Kanpf gegen fallende Asche, Feuchtigkeit und sogar Regen.

Eine kleine Wasserwaage ist äusserst praktisch beim horizontalen Einstellen der Kamera. Ich fand, dass es im Dunkeln sehr leicht passiert, dass man das Bildformat irrtümlicherweise schräg orientiert (man sieht den Horizont normalerweise nicht!). Man hat nachher Ausbrüche, bei denen die leuchtenden Bomben unter den kuriosesten Winkeln zur Erdeoberfläche zurückfinden.

Film

Wie schon erwähnt, sind die Schlacken meist erstaunlich hell. Fast alle Fotos meiner Sammlung entstanden mit Kodachrome 64-Film. Ich probierte auch schnellere aus, allerdings mit schlechteren Ergebnissen. Insbesondere die Farbsättigung war weniger intensiv. Hochempfindlicher Film kann allerdings nützlich sein, wenn man nachts auch noch etwas Hintergrund mit auf das Bild bekommen möchte (weitere Details unten).

Nehmen Sie genug Film mit, es gib auf dem Gipfel (zum Glück) keinen Laden!

Letzte Vorbereitungen

Am liebsten richte ich meine Ausrüstung noch bei Tageslicht ein. Ich ziele auf die Krater, justiere die Kamera horizontal und genehmige dann ein Picnick, bevor es dunkel wird. Gelegentlich muss ich eine Eruption 'opfern', um den Ausschnitt genau zu wählen. Das Material schiesst nähmlich nicht immer dort zu den Kratern heraus, wo man es erwartet.

Auf dem Gipfel gehe ich soweit wie es die Sicherheit erlaubt vorne an den Abhang hin, damit mir die Leute nachher nicht durch das Bild hindurchspazieren oder Blitzlichter gegen meine Kamera ablassen (es können durchaus hundert Personen zugegen sein...).

Dramatische Bilder entstehen in der Abend- oder Morgendämmerung, weil es dann nicht nur rote Linien, sondern auch Hintergrund auf der Aufnahme hat. Allerdings tut mir Stromboli auch nach Jahren gegenseitiger Bekanntschaft nicht immer den Gefallen, genau dann auszubrechen, wenn das Dämmerungslicht eigentlich ideal wäre. Ich bin aber auf jeden Fall bereit!

Eine kalte Nacht lang hinter der Kamera zu sitzen ist nicht jedermanns Sache. Ich ziehe es vor, mich ein wenig zu bewegen. Selbst im Sommer ist es normalerweise kalt genug. Um nicht eine gute Eruption zu verpassen, ziele ich auf einen Krater und öffne den Verschluss irgendwann. Falls in der nächsten halben Stunde dort eine Eruption losgeht, habe ich sie auf dem Film; falls nicht, beginne ich eine neue Aufnahme (allzu lange Belichtungszeiten machen den Hintergrund zu hell, selbst bei Nacht).

Diese Technik schützt einen auch vor der Peinlichkeit, nach dem Beginn eines Ausbruches den heruntergefallenen Drahtauslöser aufspüren zu müssen. Zudem vermeidet es Probleme mit wackligen Stativen, da der Verschluss nicht dann ausgelöst wird, wenn glühende Bomben durchs Blickfeld sausen.

Die Belichtung

Am einfachsten belichtet man während der Dauer einer ganzen Eruption (bei Filmempfindlichkeiten von 200 ASA oder höher kann das allerdings zu einer starken Überbelichtung führen, falls ein lichtstarkes Objektiv verwendet wird). Falls Sie sich auf dem Grat nördlich des Gipfels auf rund 800m.ü.M. aufstellen (also entlang der Aufstiegsroute), können Sie auch sehen, wie die Schlacken des Kraters 1 über die Sciara del Fuoco nach der Eruption meerwärts rutschen. Wenn Sie nach dem Ausbruch etwas weiterbelichten, gibt das einen hübschen Effekt. Hier ist ein Beispiel. Sie können auch dramatische Bildsequenzen herstellen, wenn sie Einzelbilder zu Beginn, während des Höhepunktes und am Schluss der Eruption belichten. Für diese Serie verwendete ich ein 135 Millimeter-Teleobjektiv. Das letzte Bild wurde viel länger als die anderen belichtet, um die langsam am Boden verglühenden Bomben festzuhalten.

Landschaftshintergrund

Wollen Sie etwas mehr probieren als der Durchschnitts-Fototourist? Versuchen Sie folgendes: Lassen Sie nach dem Ausbruch den Verschluss für eine weitere halbe Stunde offen (falls kein Mond am Himmel steht) oder für 5 bis 10 Minuten (mit Mond). Dies setzt voraus, dass Sie etwa mit Blende 2 und Kodachrome 64 oder einer vergleichbaren Kombination arbeiten. Sie erhalten dann auch die Landschaft in der Umgebung des Kraters in grauen oder dunkelblauen Tönen, und nicht nur die Eruption selbst. Dieses Beispiel nahm ich auf, als ein abnehmender Halbmond lange nach Mitternacht die Szenerie von links her in ein geisterhafes Licht tauchte; und dieses entstand ganz ohne Mond.

Dinge, die wahrscheinlich schiefgehen werden

(ausser, Sie achten besonders darauf...) Sinkende Lufttemperatur und dampfende Fumarolen garantieren beinahe, dass sich unsere Objektive früher oder später beschlagen. Sofern die Nacht nicht aussergewöhnlich trocken ist und der Wind von hinten kommt, können Sie sicher sein, dass sich Tau bildt, und zwar auf der Kamera, den Objektiven und Ihnen selbst. Vergessen Sie die Objektive nicht! Ich habe mir angewöhnt, sie nach jeder Belichtung zu kontrollieren. Allerdings vergesse ich das jeweils dann, wenn es am nötigsten ist...

Meist ist die Windrichtung alles andre als ideal. Dämpfe und Rauch driften von den Kratern zu unserem Ausguck und erzeugen neben Husten und Heiserkeit auch schlechte Sicht. Ein Taschentuch vor Mund und Nase verbessert die Qualität der eingeatmeten Luft in erstaunlichem Mass. Vielleicht kann man auch vom Gipfel aus etwas nach rechts oder links ausweichen, um den schlimmsten vulkanischen Exhalaktionen zu entgehen.

Kommt dazu, dass uns Stromboli bei derart ungünstigen Windverhältnissen auch Asche auf's Haupt und die Ausrüstung streut. Später machen dann die Fokussiergewinde der Objektive knirschende Geräusche, ausser man hat sie mit einem Tuch oder Plastiksack geschützt.

Dinge, die hoffentlich NICHT passieren werden

Sie sitzen also auf dem manierlichsten Vulkan der Welt. Gelegentlich lässt er sich aber doch zu Überraschungen hinreissen. Ganz generell ist es KEINE gute Idee, auf dem Gipfel zu campieren. Nahe an die Krater heranzutreten ist SEHR gefährlich (wie es zum Beispiel die Leute unten auf diesem Foto tun). Die Aufnahmen werden näher dran nicht besser, allenfalls haben die Ausbrüche gar nicht mehr im Bildausschnitt Platz.

Vor Jahren, als wir noch jung und unerfahren waren, versuchten wir es trotzdem. Später merkten wir dann, dass Stromboli sowohl die Schussrichtung, als auch die -distanz ohne vorausgehende Warnung und plötzlich ändern kann. Sie selber können sich ein erhöhtes Risiko sparen, indem sie auf STROMBOLI ON-LINE virtuell direkt in einen Krater hineinschauen.