Realien: Materialien von Anton Hafner (KZU Bülach)

Doryphoros
um 440 v. Chr.

 

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Doryphoros (Speerträger)
röm. Marmorkopie
H 212 cm
Neapel, Nationalmuseum

Doryphoros (Speerträger)
röm. Marmorkopie

Vatikanische Museen

Original um 440 v. Chr.

 

Aus der Hochklassik sind uns fast keine Original-Statuen erhalten. Da sie oft aus Bronze hergestellt waren, ist anzunehmen, dass sie in christlicher Zeit eingeschmolzen wurden. Als hervorragender Künstler der Hochklassik galt Polyklet aus Argos. Die in der Antike berühmteste Statue aus seiner Werkstatt ist der Doryphoros, den wir aus zahlreichen Marmorkopien der römischen Zeit kennen. Darauf, dass das Original aus Bronze war, weisen die Stützen und Verstrebungen in den Marmorkopien hin - hier z.B. zwischen rechtem Arm und Körper. Für einen Bronzeguss sind solche Verstrebungen nicht nötig, während der Stein ohne diese Stütze brechen würde. Die Figur rechts hat ein Feigenblättchen aus Gips: Dies geht auf die schamhafte Tätigkeit der Kuratoren des Vatikans zurück.
Wir müssen also Polyklets Doryphoros aus dem Vergleich der röm. Kopien erschliessen. Epochemachend und wegweisend für fast ein Jahrhundert ist ganz offensichtlich sein Standmotiv (vgl. die Skizze zum Achsensystem II): Das Spielbein ist nicht mehr nach vorne auf den Boden gestellt, sondern stützt sich zurückgestellt nur noch mit den Zehen auf, die sich auf der Höhe der Fersen des Standbeins befinden. Der Körper wirkt dadurch gelockert, die Neigung des Beckens wird durch die entgegengesetzte Neigung der Schultern ausgeglichen. Dem Standbein entspricht der locker herabhängende rechte Arm, dem Spielbein der angewinkelte linke, dessen Hand die Lanze trug. Der Kopf ist leicht zur rechten Schulter gedreht.


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