Realien: Materialien von Anton Hafner (KZU Bülach)

 

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Quelle:

Neues Bülacher Tagblatt Donnerstag, 6. April 2000

 


BildNeue Entdeckungen
der Kantonsarchäologie
in Dällikon

Münzen und Leistenziegel
der 21. Legion gefunden

ki. Die Kantonsarchäologie hat im Furttal erstmals Zeugnisse des römischen Kultes entdeckt. Es handelt sich dabei um einen Teil eines Gebäudes, in dem zahlreiche zerschlagene Keramikgefässe und ein Köpfchen einer Tonstatuette lagen.

 Anlässlich eines Bauvorhabens an der Hörnlistrasse (in der Archäologischen Zone) hat die Kantonsarchäologie eine Notgrabung in Dällikon vorgenommen. Während des Abtrags der Deckschicht kamen Mauerreste zum Vorschein. Nachdem die Situation sorgfältig freigelegt worden war, zeigte sich ein rund 40 Zentimeter breites Fundament mit Mauerwinkel und einem zentralen Durchgang oder Eingang. Innerhalb des mutmasslichen Geviertes war eine mächtige Versturzschicht vorhanden, die unter anderem zahlreiche Tuffsteine enthielt. Diese Steine wurden häufig für Umrahmungen von Tür- und Fensteröffnungen oder bei Gebäudeecken verwendet. Darunter lagen zum Teil vollständig erhaltene Leistenziegel des eingestürzten Daches. Unter dem Gebäudeschutt fand sich eine Schicht mit zahlreichen zerschlagenen Keramikgefässen. Das klare Vorherrschen eines einzigen Gefässtyps &emdash; es handelt sich um eiförmige kleine Töpfe oder Becher - sowie der Fund einiger Scherben von Räucherkelchen (typische Gefässe, die im Grabbrauch und beim Kult Verwendung fanden) und eines Köpfchens einer Tonstatuette lassen einen religiösen Zusammenhang vermuten. Es ist nicht auszuschliessen, dass im untersuchten Areal ein kultisches Gebäude (vielleicht ein Tempel) angeschnitten wurde. Mit den Ausgrabungen in Dällikon bot sich für das Furttal erstmals die Möglichkeit, Strukturen aus dem kultischreligiösen Bereich zu fassen. Erwähnenswert ist im weiteren der Fund zweier Münzen und zweier Leistenziegel mit Stempeln der 21. Legion, die zwischen 45 und 70 n. Chr. im Legionslager im nahen Vindonissa, dem heutigen Windisch (bei Brugg), stationiert war. Reste zweier in den Versturz des mutmasslichen Gebäudes eingetiefter Bestattungen (eines Kindes und eines Jugendlichen) sind in die Spätantike oder ins Frühmittelalter zu datieren. Sie bilden die ersten archäologischen Zeugnisse dieser Epochen in der Gemeinde Dällikon. Die Fundstelle liegt rund 250 Meter nordwestlich des Herrenhauses des römischen Gutshofes von Dällikon (und damit möglicherweise ausserhalb des Wirtschaftsteils des Hofes). Die Kantonsarchäologie ist deshalb auf die Zeugnisse des römischen Kultes gestossen, weil die bisherige Archäologische Zone 1998 - auf Grund einer Neubeurteilung des Gesamtplanes der Anlage - erweitert worden ist. Die landwirtschaftlich ausgerichtete Siedlung des römischen Gutshofs von Dällikon wird im Rahmen eines grösseren Projektes der Kantonsarchäologie zur römischen Besiedlung im Furttal wissenschaftlich aufgearbeitet. Der Gutshof ist vor allem durch Grabungen im 18. und 19. Jahrhundert bekannt geworden.

 


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