Realien: Materialien von Anton Hafner (KZU Bülach)

Das italische Haus I

Bild

Kern des italischen Hauses ist (ab dem 4. Jh.) das Atrium. Der Grundriss des Hauses ist im Idealfall axialsymmetrisch um das Atrium angeordnet. Das Bild links zeigt auch, dass das Haus sich von der Strasse abwendet und nach innen gerichtet ist.
Das Atrium diente ursprünglich als Aufenthaltsraum der Familie; bis ca. 200 war es überdacht. Da auch der Herd hier stand, wurde es durch den Rauch geschwärzt (lat. ater=schwarz). Der Herd wurde deswegen sehr bald in die Küche verbannt; diese sowie die Latrine haben im Hausplan keinen fixen Platz, sie werden möglichst weit von den Wohnräumen entfernt engerichtet.
Im Atrium stehen die Ahnenbilder sowie ein Tisch für das Geschirr (cartibulum).
Ab 200 wird das Atrium in der Mitte geöffnet. Die Öffnung im Dach heisst Compluvium. Unter dem Compluvium ist im Boden ein Becken, das Impluvium eingelassen; dieses dient zum Auffangen des Regenwassers, das in eine unterirdische Zisterne geleitet und dort gespeichert wird. Ferner dient das Compluvium als Lichtschacht.
Bis ins 2. Jhdt. baute man das Atrium als sog. tuskanisches Atrium: Die Dachkonstruktion wird von zwei massiven Holzbalken getragen, auf denen quer zwei weitere Balken eingelassen sind.

 

Pompeji
Haus des tragischen Dichters
Tuskanisches Atrium

(12KB)
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1 fauces 2 cella 3 atrium 4 impluvium 5 cubiculum 6 ala
7 tablinum 8 oecus (triclinium) 9 apotheca 10 andron
11 hortus

Man betritt das Haus durch die fauces (1), die oft durch zwei Türen gesichert sind. Die beiden cellae (2) gehören entweder zum Haus wie im Plan oben; sie können aber auch gegen das Haus verschlossen sein und sich zur Strasse hin öffnen und dienen dann mit eingebautem Zwischenboden (pergola), der über eine Holztreppe erreicht wird, als Wohnräume oder Läden, die vermietet werden oder in denen Sklaven die Produkte ihres Herrn verkaufen.
Die cubicula (5) sind Schlafzimmer.
Die alae (6), die in der Querachse des Hauses auf die ganze Höhe des Atriums erweitert sind, haben keine feste Bestimmung für den Gebrauch.
Das tablinum (7) war usprünglich der Raum, in dem das Bett des Hausherrn stand. Ausserdem wurde hier das Familienarchiv aufbewahrt. Oft ist es zum Atrium und zum Garten hin geöffnet und kann durch einen Vorhang oder durch eine (ev. faltbare) Holzwand abgetrennt werden.
Die Räume 8 bis 10 dienen oft als oeci (Salon), z.B. als Speisezimmer ev. mit eingebautem Triclinium (Nr. 8), das auch gegen den Garten hin geöffnet sein kann.
(Die apotheca war im hellenistischen Haus die Vorratskammer, das andron der Männerraum, der im italischen Haus oft nur einen Durchgangsbereich zum Garten bildet).

Teil II


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