Methoden zur Visualisierung latenter Fingerabdrücke

Physikalische Methoden
Chemische Methoden

Praktische Hinweise:
Ein Fingerabdruck zeichnet sich dadurch aus, dass er vollständig ist und die einzelnen Rillen deutlich unterscheidbar
sind. Diese Eigenschaften erreicht man, indem man genügend stark mir dem Finger auf die Unterlage drückt, aber
nicht zu stark, da sonst fast keine Zwischenräume zwischen den Rillen bestehen. Weiter ist darauf zu achten, dass
man während des Drückens den Finger nicht verschiebt, denn dabei wird der Abdruck verwischt und somit
unbrauchbar. Menschen mit sehr trockenen Fingern hinterlassen natürlich viel schlechtere Spuren. Für bessere
Resultate bei gewissen Experimenten fettet man die Finger am besten ein (Handcrème)

Es gibt natürlich ganz viele verschiedene Methoden, wir haben hier einige zusammengestellt. Wir beginnen mit den
etwas einfacheren “Physikalischen Methoden“

Ein Fingerabdruck besteht aus ca. 10-4 g Material, wovon etwa 98% Wasser ist. Die restlichen 10-6 g sind
anorganisch (z.B. NaCl) und organisch (z.B. Lipide, Proteine, Aminosäuren, Vitamine).

Physikalische Methoden

Die verschiedenen Pulver


Prinzip: Pulver bleibt gut an der Feuchtigkeit oder Fettbestandteile der Fingerabdrücke haften.

Eignung: Materialien mit glatter Oberfläche wie Glas, Kunststoffe, Porzellan. Es ist zu beachten, dass nicht bei allen
Pulver dieselben Oberflächen gleichermassen geeignet sind.

Geräte: Feiner Pinsel, verschiedene Gegenstände aus Glas, Kunststoff, Holz und
Papier.

Chemikalien: Toner für Fotokopiergeräte, Graphit, MoS2 (Fluka purum), Aluminiumpulver (Siegfried 160 rein).

Vorgehen: Man klopft das Pulver von einem feinen Pinsel auf die Unterlage, auf welcher man den Fingerabdruck
sichtbar machen will. Wenn man das Pulver direkt mir dem Pinsel aufträgt, werden die Abdrücke meistens
verschmiert. Man sollte des weiteren darauf achten, dass man nicht zu viel Pulver benutzt. Und nicht aufgeben,
wenn man beim ersten Versuch nicht so schöne Resultate erzielt, Übung macht den Meister.

Achtung: Pulver sind nur auf noch feuchten Fingerabdrücken anwendbar, wenn sie bereits trocken sind, ist eher eine
chemische Methode zu empfehlen.





Small Particle Reagent

Prinzip: Das in einer Flüssigkeit suspendierte Molybdänsulfid setzt sich auf den fetthaltigen Fingerabdrücken fest. An den übrigen Stellen der Unterlage bleibt das MoS2 nicht haften.

Eignung: Materialien mit glatter Oberfläche, wie Glas, Kunststoffe, Porzellan. Das Material darf nicht durch Wasser beschädigt werden.

Geräte: Grösseres Glasgefäss

Chemikalien: MoS2, Tergitol NP7 (Polyglycolether – ein nichtionisches Tensid, Sigma)

Vorgehen: 1 Liter Leitungswasser wird mit 0,8 ml Tergitol und 10g MoS2 vermischt. Man giesst die Lösung in ein grösseres Gefäss, rührt gut durch und taucht das Objekt in die Suspension hinein. Bereits nach kurzer Zeit werden die Abdrücke sichtbar. Es ist vorteilhaft, die Abdrücke direkt in der Flüssigkeit zu fotografieren, da beim Herausnehmen der Probe das Pulver oft wieder weggespült wird.




Iod

Prinzip: Das unpolare Iod wird in den Fettbestandteilen des Schweisses gelöst. Die Abdrücke müssen wegen der
Feuchtigkeit von Iod entweder sofort fotografiert werden oder durch Reaktion mit -Naphtoflavon fixiert werden
(alpha-Naphtoflavon bildet mit Ion eine blauviolette Adsorbtionsverbindung).

Eignung: Papier, Karton und andere poröse Oberflächen, liefert jedoch bei glatten Oberflächen auch gute Ergebnisse.

Geräte: Uhrglas, Exsikkator, Abzug.

Chemikalien: Iod, alpha-Naphtoflavon (Fluka, purum), 1,1,2-Trichlortrifluorethan (Chromasolv, Riedel de Haen),
Essigsäure

Vorgehen: Herstellung des Fixierers: 0,1 g alpha-Naphtoflavon werden mit 5 ml Essigsäure und 30 ml
1,1,2-Trichlortrifluorethan gemischt.

Ein kleines Uhrglas mit Iod wird auf den Boden des Exsikkators gelegt. Die Probe wird danach in den oberen Bereich des Exsikkators hineingelegt und das ganze Gefäss in einem Wasserbad erwärmt. Nachdem ein guter Kontrast erreicht worden ist, besprüht man die Probe mit der Fixierlösung.

Achtung: Wegen der Giftigkeit von Iod sollte die Arbeit in einem Abzug durchgeführt werden.



Chemische Methoden

Silbernitrat

Prinzip: Hierbei reagieren Silberionen mit Chloriden aus dem Schweiss zu unlöslichem Silberchlorid, welches am Licht
zu Silbermetall umgewandelt wird.

Eignung: Poröse Materialien wie Papier, Karton und Holz

Geräte: Sprühvorrichtung

Chemikalien: AgNO3, Methanol

Vorgehen: Man löst 1 g Silbernitrat in 50 ml Methanol und besprüht das Objekt mit dieser Lösung. Das Objekt wird an
die Sonne gelegt oder mit einer UV-Lampe bei 366 nm bestrahlt. Wenn sich ein guter Kontrast entwickelt hat, wird
die Probe am besten gleich fotografiert. Eine zu lange Bestrahlung hätte die Schwärzung der ganzen besprühten
Fläche und somit den Verlust des Fingerabdruckes zur Folge.

Ninhydrin

Prinzip: Aminosäuren aus dem Schweiss reagieren mit Ninhydrin zu einem violetten Farbstoff. Dieser Farbstoff
(Ruhemannsches Violett) bildet mit Cadmiumionen einen Komplex, der bei 366 nm zur Fluoreszenz mit einem Maximum
bei 575 nm angeregt werden kann.

Eignung: Poröse Oberflächen, vor allem Papier. Mit Ninhydrin können auch sehr alte Fingerabdrücke sichtbar gemacht
werden.

Geräte: Sprühvorrichtung, Pinsel, Trockenschrank

Chemikalien: Ninhydrin, Cd(NO3)2, Eisessig, Aceton.

Vorgehen: Herstellen der Lösung:6ml dest. Wasser
125 mg Dc(NO3)2
0,3 ml Eisessig
100 ml Aceton
1 g Ninhydrin

Die Substanzen müssen in der angegebenen Reihenfolge gemischt werden, da es sonst zur Bildung von Ausfällungen
kommen könnte.
Die Ninhydrinlösung kann mit einem Pinsel oder mit einem Wattebausch aufgetragen oder direkt auf das Objekt
gesprüht werden. Anschliessend wird das Objekt etwa 10 min an der Luft getrocknet und 5 bis 20 min in einen
Trockenschrank bei 80 °C gelegt. Eine Schale mit Wasser im Trockenschrank sorgt für die richtige Luftfeuchtigkeit
bei Entwicklung der Abdrücke. Die Fingerabdrücke treten unmittelbar nach dem Herausnehmen aus dem
Trockenschrank als schwach violette Zeichnung in Erscheinung, werden jedoch mit der Zeit besser sichtbar – nach
etwa einer Woche ist der beste Kontrast zu beobachten.


Prinzip: Pulver
Eignung: Materialien
Geräte: Feiner
Chemikalien: Toner
Vorgehen: Man


Quellen:-Lipscher, Juraj, Chemie in unserer Zeit, 32. Jahrg. 1998/Nr. 3, Wiley-VCH, Weinheim, 1998.
-unpublizierte Arbeit, 1996/97, Malvina Nicca und Daniel Burger