Kamtschatka

Vulkane Kamtschatkas

Während des «1998 workshop of the Working Group of the European Seismological Commission»:
SEISMIC PHENOMENA ASSOCIATED WITH VOLCANIC ACTIVITY,
besuchten wir zahlreiche Vulkane. Hier fassen wir einige Informationen zu diesen zusammen:

Gorely

Der Vulkan Gorely liegt 65 km südwestlich von Petropavlovsk-Kamchatsky. Es handelt sich um einen typischen Schildvulkan, 1829 m hoch. Der Durchmesser an seiner Basis beträgt bis zu 28 km.

Im Zentrum einer Caldera erhebt sich der jetzige Vulkanbau: drei nahe beieinander liegende Kegel bilden eine Hügelkette, die sich 6 km gegen Nordwesten erstreckt. Elf sich überlagernde Kraterkegel am Gipfel und über 40 seitliche Schlackenkegel verleihen dem Vulkan seine exotische Form.

Das Vulkangebäude besteht aus pyroklastischem Basalt und basaltischem Andesit und erhebt sich über ein vulkanisches Plateau.

Die historischen Ausbrüche des Gorely sind seit dem 19. Jhd. aufgezeichnet worden. Vier explosive Eruptionen der Gipfelkrater ereigneten sich 1828, 1832, 1855 und 1869 während im 20 Jhd. insgesamt sieben Ausbrüche zu verzeichnen sind (1929, 1930, 1931, 1940, 1961, 1980-1981 und 1984-1986). Während des Ausbruchs von 1980-81 wurde Material mit einem Totalgewicht von 70'000 t gefördert und auf einer Fläche von 500 km2 abgelagert. Während der letzten Eruption (1984-1986) wurden 1500 t Asche ausgestossen. Die emitierten Gas- und Aschewolken erreichten eine Höhe von 600 m über dem Kraterrand. Es besteht die Möglichkeit eines weit heftigeren, explosiven Ausbruchs in naher Zukunft.

Foto Marco Fulle: im Bild der zweite und aktive Gipfelkrater des Gorely mit dem heissen, grünlichen Säuresee darin, Blick von SW.

Mutnovsky

Mutnovsky ist ein malerischer Vulkankomplex in Süd-Kamtschatka. Er liegt 70 km südlich von Petropavlovsk-Kamchatsky und hat sich nach und nach aus vier ineinander verwachsenen Stratovulkanen gebildet. Der höchste Punkt des Mutnovsky erhebt sich 2323 m ü. M. und sein aktiver Schlot liegt 15 km südöstlich des Hauptkraters des Vulkans Gorely.

Die vier Stratovulkane, die den Mutnovsky bilden, haben sich alle in ähnlicher Weise entwickelt. Nach Erreichen einer gewissen kritischen Höhe (und Volumen) stellte jeder der Kegel seine Aktivität ein. Die Magmakammer verlagerte sich, und mit der Bildung eines neuen Kegels begann der Zyklus von vorne. Im 20. Jhd. ereigneten sich fünf explosive Eruptionen: 1904, 1916-17, 1927-29, 1939-40 und 1960. Zu Fuss im Krater unterwegs lässt sich hydrothermale Aktivität sowie Mineralbildung beobachten: Gas- und Dampffontänen, kochende Schlammlöcher, heisse, säurehaltige Rinnsale und thermische Gebiete mit verschiedenen Mineralien: natürlicher Schwefel, Alaun, Opal, Hematit, Ammonium, Chlorverbindungen, "laurencite", "molysite", "thenardite", "aphtitalite", "millosevichite", Gips, "alunogen", "halotrichite", Pyrit, "melnikovite-pyrite", Markasit, Zinnober, Kupferkies und "pyrrhotite" (deutsche Übersetzungen der Mineraliennamen fehlen zum Teil)..

Fotos von Marco Fulle: Im Inneren des Mutnovskykraters, Blick gegen SW. Aktive Fumarolen schmelzen den mächtigen Gletscher.

 
 

Avachinsky

Avachinsky ist ein typischer Vertreter des Somma-Vesuvius-Typ. Er befindet sich 30 km nördlich von Petropavlovsk-Kamchatsky. Sein absolut höchster Punkt liegt auf 2751 m ü. M., während die Somma (in ihrem westlichen Teil) nur 2317 m erreicht. Der exzentrische, aktive Vulkan erhebt sich 400-1000 m über den Sommarand. An seiner Basis beträgt der Durchmesser des Kegels ca. 4 km. Er ist gekrönt von einem Krater mit 350 m Durchmesser. Während der letzten 250 Jahren fanden folgende Eruptionen statt: 1737, 1772, 1779, 1789, 1827, 1837, 1855, 1978, 1881, 1894-95, 1901, 1909, 1926-27, 1938, 1945 und 1991. Eine der gewaltigsten war die Ascheeruption am 15./16. Juni 1779, als die Schiffe von Cook's Flotte, die in der Avacha Bay vor Anker lagen, mit Asche bedeckt wurden. Einem Erdbeben folgte beim Ausbruch von 1894-95 ein pyroklastischer Strom und bei der Eruption von 1926 ergoss sich ein kurzer Lavastrom über die südlichen Hänge unterhalb des Kraters. Auch 1827, 1901, 1909 und 1938 traten Lavaströme aus. Die letzte Eruption im Januar 1991 war explosiv und förderte ebenfalls einem Lavastrom. Die Lava füllt den 220 m tiefen und 350 m breiten Krater komplett aus. Heute sind dort etliche Fumarolen aktiv.

Fotos von Marco Fulle: Südseite des Avachinsky-Gipfelkraters, der mit schwarzer, andesitischer Lava vom Ausbruch 1991 gefüllt ist.

 
 

Karymsky

Karymsky ist ein Stratovulkan im Zentrum einer 12 km2 grossen Caldera. Er ist einer der aktivsten Vulkane in der östlichen Zone mit mehr als 20 Eruptionen, die in den kurzen historischen Aufzeichnungen seit 1771 vermerkt sind. Die meisten Ausbrüche waren von mässiger Gewalt und andesitischer Zusammensetzung. Der Vulkan eruptiert seit Neujahr 1996. Nach einer Initialphase im See, mit sehr interessanter, gleichzeitiger Förderung von Rhyolit und Basalt, beschränkt sich die Aktivität heute auf seine Gipfelkrater. Explosionen mit andesitischem Material folgen sich in kurzen Intervallen (ca. alle 5 Min.).

Fotos von Marco Fulle: Das Vulkanologenhaus in der Karymskycaldera. Im Hintergrund der (Asche-) eruptierende Karymsky von SE aus.