Materialien für den Sprachunterricht

Sprachunterricht: Ordner von Theo Wirth

Sprachunterricht: Bewährtes Vorgehen

Alle folgende Ausführungen beziehen sich in erster Linie auf das Lehrbuch "Kantharos". Sie können aber durchaus auch auf andere Lehrmittel verallgemeinert werden.

Bewährtes Vorgehen im Sprachunterricht

Hier einige Angaben über meine Erfahrungen mit dem Buch. Vgl. zu allem meine Grammatikblätter zu den betr. Lektionen (Zur Reduktion der Blätter mit reinen Formentabellen wurde eine kleine Grammatik angeschafft, auf die in den Blättern oft verwiesen wird:
Langenscheidts Kurzgrammatik Altgriechisch)

0. Zeitberechnung:

1. Jahr/3. Gymnasialklasse (9. Schuljahr) bei 5 Wochenstunden und 7 SchülerInnen: 39 Wochen mit vielen Ausfällen,
neben dem Lehrgang "Kantharos" wurde deutsch gelesen und besprochen (z.T. mit Schülerreferaten):

  • Lukian Ikaromenipp und
  • Xenophon Anabasis Buch 1 - 5
10 schriftliche Prüfungen (inkl. grosse Wörterrepetitionen);

im ersten Jahr sind wir bis Lektion 24 gekommen, haben also etwas mehr als 1.5 Wochen pro Lektion benötigt (inkl. Ausfälle, Prüfungen und Zusatzlektüren).

Nach Lektion 24 kann ein wenig beschleunigt werden; Stand am Ende des 3. Semesters (60 Wochen, immer noch 5 Wochenstunden): Lektion 39 inkl. deutscher Lektüre der "Apologie" mit ausführlicher Besprechung und mit Schülerreferaten.

Nach 1 3/4 Jahren verliess ich nach Lektion 45 das Buch; die restlichen wichtigeren Dinge - v.a.die -mi-Verben - wurden während der Lektüre eingebracht.

Mit der nächsten Klasse (10 Schülerinnen und Schüler) habe ich bei verminderter Stundenzahl (4 statt 5) nach dem ersten Jahr nur noch die Lektion 19 erreicht, nach dem zweiten Jahr (bei 4 Lektionen im ersten Semester und drei im zweiten Semester) - mit der Grammatik die Lektion 43 (ich habe alle Optativfunktionen zusammengefasst), - mit Lektüre und Wortschatz die Lektion 40.

1. Dinge, die der Kantharos zunächst erst teilweise oder nicht bringt, sollten oft von Anfang an voll gebracht werden oder mind. (z.B. mit advance organizers) angetönt werden!

Begründungen für das "von Anfang an voll bringen":

  • vollständig bringen ist - wie die Kognitionspsychologie lehrt - bei komplexeren Themen oft viel einfacher als die "Salamitaktik" (gemeint: häppchenweises Verabreichen) und viel befriedigender für die Schüler als der ewig gleiche Erarbeitungsunterricht, wie ihn auch dieses Buch voraussetzt;
  • "vollständig bringen" heisst oft auch "besser verständlich bringen"; "Regeln" werden unnötig.
  • zudem ergibt sich bei Vorholen eine Repetition, wenn das Buch dann nachzieht;
  • es kann Zeit gespart werden!

Beispiele:

advance organizers, die sich allmählich füllen bzw. verständlich werden: die meisten "Übersichten" am Anfang des Grammatikordners.

  • 1.1 Zweite Deklination: alle Akzenttypen sofort in 1, s. Tabelle.

  • 1.2 Kasusfunktionen: gerade von Anfang an voll, s. Gramm.-blatt mit der Kasusübersicht. (Wenn im Latein die gleichen Funktionen gelehrt wurden, ergibt sich kein Problem).

  • 1.3 Daher auch die Präpositionen wie "kata" etc. von Anfang an voll!

  • 1.4 "autos" bereits in Lekt. 11 vollständig -> Rep. mehrmals bis Lekt. 22.

  • 1.5 Part.-Konstr.: alle logischen Bezüge vollständig schon in 12 (bekannt vom Latein).

  • 1.6 "pas": in 12 vollständig, statt 12 und 13.

  • 1.7 Aorist:
    • schwacher Aorist in 18
    • starker als Gegensatz dazu auch gerade in 18 antönen: 1. Ps.+evtl. Infinitiv (s. Gr.blatt);
    Vorteile:
    • ab 18 können alle Aoriste (1.Sg., evtl. Infinitiv) angegeben und gelernt werden (oft kommen Verben mit starkem Aorist); sie schleifen sich ein, häufen sich nicht (ab 24) und sind für Text-Prüfungen praktisch!
    • starker Aorist wird als Parallele zum schwachen von vorneherein automatisiert, was kognitionspsychologisch ein grosser Vorteil ist.
    Also: ab 18 immer Aor. 1.Sg. + Infinitiv (Aktiv, bzw. Medium bei den transitiven Deponentien) gerade mit den Wörtern mitlernen lassen.

  • 1.8 Pronomina: Demonstrativa, Personalia, Possessiva: nach Anfängen in Lekt. 4, 11/21 v.a. in 25 und 26, aber auch wieder nur Teile-> vervollständigen!
    Vgl. meine einleitende Bemerkung in Lekt. 25 f.: "Beide Lektionen bringen wichtige Bereiche der Pronomina: Demonstrativ-, Personal- und Possessivpronomina (sowie Repetitionen der Interrogativ- und Indefinitpronomina). Wie so oft im Kantharos erscheinen erst Teile, die restlichen Dinge in den Lektt. 29, 31, 45. Zur besseren Übersicht ziehen wir Zusammengehöriges zusammen - wie schon oft."

  • 1.9 Konjunktiv im Hauptsatz: Lekt. 32 und 33 gerade zusammennehmen.

  • 1.10 Optativ in Haupt- und Nebensatz: Lekt. 40 bis 43 gerade zusammennehmen - kürzt gewaltig ab!

  • 1.11 Der vom Buch selber gelieferte advance organizer der athematischen Verben erweist sich als sinnvoll, wenn man ihn wo immer angezeigt parallel - als Kontrast - ein wenig mitlaufen lässt, ohne ihn bereits zu sehr ins Zentrum zu rücken.

2. Ein theoretischer "Vorkurs" zu den einzelnen Lektionen (sofern nötig) bewährt sich - darum die entsprechende Gestaltung der Grammatikblätter.

Wie oben gesagt geht auch der Kantharos davon aus, dass die grammatischen Dinge am Text erarbeitet werden (als Alternative für den Einstieg in ein neues grammatisches Pensum sieht er nur die Erarbeitung anhand von Einzelsätzen z.B. des Arbeitsheftes, s. Lehrerkommentar S. 66).

Diese didaktische Grundkonzeption hat ihre Probleme (spätestens seit dem Buch der beiden Grells über "Unterrichtsrezepte" kennt man die Fragwürdigkeit des sog. Erarbeitungsunterrichts); es ist gerade bei schwierigen und komplexen Themen für die SchülerInnen viel einfacher, eine durchdachte, sauber gestaltete theoretische Darstellung entweder selber oder in Partnerarbeit oder mit der Lehrkraft zusammen zu verstehen. Sie gewinnen Klarheit (das wichtigste didaktische Erfordernis), Übersicht und grossräumiges Verständnis - und behalten erst noch besser. Wichtig ist dazu die Darstellung von ganzen Phänomenen (man zieht also Zerstreutes zusammen, siehe oben 1) und verwendet wenn nötig advance organizers.

Es verbleiben dann im zugehörigen Text immer noch genügend Schwierigkeiten...


3. Der Begriff "Deponens" wird viel seltener bemüht - und vor allem viel besser verständlich -, wenn man beim Medium transitiv / intransitiv unterscheidet:

dies zeigt sich im Aorist: "epaideu-samen" ist transitives Medium, "epaideu-then" ist intransitives Medium + Passiv. Es ist sinnvoll, die Differenzierung von Anfang an einzuführen (s. Lektion 5) und ständig bewusst zu halten.


4. Manche grammatischen Kleinigkeiten lassen sich unter dem Wortschatz, z.B. aus den Regeln, als "Wörter" lernen: z.B.:

  • ev. n.c.i. (Lekt. 5)
  • figura etymologica (Lekt. 19)
  • "Gen. temporis" (Ausdruck unnötig; Lekt. 20)
  • "ws" b. Part. für Komparativsatz <und subjektiven Grund: weil> (Lekt. 20)
  • relativer Anschluss (Lekt. 25)
  • Gen. subiectivus/obiectivus (Lekt. 26)
  • Kontrakta der 2. Dekl. (Lekt. 39 und 44)

5. Lektion 18 ist happig und braucht Zeit!

 

6. Umso rascher gehen 19-23/24, v.a. bei obigem Vorgehen gem. Punkt 1, ebenso 32 und 33 sowie 40-43.

 

7. Ein Hinweis, um dicke Schülerordner zu vermeiden:

Es ist sinnvoll, zweiseitig zu kopieren.

8. Zum weiteren Vorgehen ab Lektion 46:

Als - an und für sich sehr zufriedener - Benützer des "Kantharos" fällt mir eine Veränderung im Verlaufe der Lektionen des Buches auf: In den früheren Lektionen wird die Grammatik sinnvoll reduziert (m.E. manchmal allzu reduziert) gebracht, aber im Fortschreiten ändert sich das Vorgehen: Die Grammatik wird breiter dargestellt, eher auf theoretische Vollständigkeit hin ausgerichtet und nicht mehr auf das, was unter dem Gesichtspunkt der Her-Übersetzung wirklich notwendig (und nicht sogar mit Vorteil verschiebbar auf die Lektüre) ist - das Buch wird eher "traditionell". Besonders deutlich wird dies ab Lektion 46.

Man kann daher nach Lektion 45 das Buch verlassen und anhand der weiteren Lektüre die fehlenden wesentlichen Grammatikthemen erarbeiten (s. oben Punkt 0).
Gerechterweise ist anzumerken, dass die Buchautoren selber nach Lektion 50 die Möglichkeit des Ausstiegs vorschlagen (s. Lehrerkommentar S. 7; 71).

Entsprechend sind die Grammatik-Paragraphen nach Lektion 45 knapp.

Zu den Texten:

  1. Die Texte sind grossenteils gut ausgewählt und geben für die Interpretation viel her. Alles kann man trotzdem nicht lesen, beso. in 40-43.

  2. Einige Zusatzmaterialien sind unter "Texte" aufgeführt, v.a. Folienvorlagen, welche die Binnengliederung der Texte zeigen und damit Verständnishilfen (und Hinweise auf die literarische Gestaltung!) liefern.

  3. Zwei Übersichten über die antiken Autoren sind als Dokumente vorhanden:
    • "Kanth. Textautoren" nach Lektionen geordnet (PDF-Format),
    • "Kanth. Textautoren alphabetisch" nach Autoren geordnet (PDF-Format) -
      je ohne Kleinigkeiten.

Anregungen senden Sie bitte an:
Dr. Theo Wirth
Malvenstrasse 20
CH-8057 Zürich
Tel.: +41 44 310 79 45
E-mail: thwirth@cheironos.ch

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