Guadeloupe und Martinique

Montagne Pelée und Saint Pierre - die Eruption von 1902 und Geologie

Nachdem seit 1889 die Fumarolentätigkeit in der Gipfelregion zugenommen hatte, begann am 24. April 1902 magmatische Aktivität mit phreatischen Eruptionen. Die schnelle Eskalation erreichte bereits am 8. Mai 1902 ihren Höhepunkt, als seitwärts gerichtete "Surges" gewaltige Glutlawinen verursachten, die 58 Quadratkilometer Land unter sich begruben, die ganze SW-Flanke des Vulkans samt der Stadt Saint Pierre zerstörten und 28'000 Todesopfer forderten.

Eine Glutlawine ("nuée ardente") kommt von der Montagne Pelée herunter und überfährt St. Pierre.

Nur wenige Dutzend Menschen überlebten, obwohl in der populärwissenschaftlichen Literatur oft von nur einem einzigen Überlebenden gesprochen wird, Louis-Auguste Cyparis, mit dem Übernamen "Samson", der damals eine Gefängnisstrafe absass. Wie wenig man damals über die tödlichen "nuées ardentes" (Glutlawinen) wusste, zeigt die Tatsache, dass andere Dörfer nach der Katastrophe von St. Pierre nicht evakuiert wurden. Deshalb kam es am 30. August 1902 zu einer zweiten Tragödie, als weitere Glutlawinen in Morne Rouge nochmals eintausend Opfer forderten.

Seltene Aufnahme aus St. Pierre nach der Glutlawine vom 8. Mai 1902. Die Häuser hatten zwar feste Mauern, doch hielten nur diejenigen teilweise stand, welche parallel zur Strömungsrichtung der Glutlawine standen, die vom Vulkan (hinten sichtbar) herunter stürzten.

St. Pierre nach dem Niedergang weiterer Glutlawinen im Juli 1902. Nun sind auch die parallel zu den Glutlawinen ausgerichteten Mauern zerstört. Beachte die Geschäfte von Figuier entlang des Hafenufers, die man bis heute unberührt belassen hat (vergleiche Panorama-Seite).

Kathedrale von Mouillage im Sommer 1902 (links), nach ihrer weitgehenden Zerstörung durch die Glutlawinen. Rechts das Innere des Kirchenschiffs am Ende des 19. Jahrhunderts. Das Gebäude illustriert den Wohlstand der damaligen Stadt.

Diese spektakuläre Felsnadel wuchs 1903 mit einer Rate von 15 m/Tag aus dem Schlot heraus. Das hochviskose, andesitische Magma behielt auch in der Luft die Form des Schlots bei und erreichte eine Höhe von 350m. Beachte Personen im Vordergrund.

Die Insel Martinique befindet sich im Zentralteil des Inselbogens der Kleinen Antillen. Die Vulkanaktivität ist hier eher gering, entsprechend der langsamen Subduktionsgeschwindigkeit von lediglich 2 cm pro Jahr. Die atlantische Lithosphärenplatte taucht hier unter die karibische. Der Vulkanismus auf Martinique beginnt im unteren Miozän und wandert von SE nach NW. Die Tätigkeit der Montagne Pelée, des einzigen aktiven Vulkans der Insel, reicht 300'000 Jahre zurück. Sie kann in drei Phasen unterteilt werden. Deren letzte begann vor 14'000 Jahren und zeigt zwei verschiedene Eruptionscharakteristiken:
  1. Plinianische Eruptionen aus offenem Schlot; Glutlawinen und Bimsstein-Lawinen fliessen kanalisiert die Täler an den Vulkanflanken herunter.
  2. Eruptionen, die Staukuppen bilden; damit einher gehen Blocklavaströme und Glutlawinen (nuées ardentes), die aus heftiger, explosiver Tätigkeit an der Basis der wachsenden Staukuppe ausgehen (Pelée-Typ).

Mindestens zehn grössere Ausbrüche ereigneten sich in den letzten 5000 Jahren, vier davon allein im letzten Jahrtausend und eine davon kurz vor der europäischen Besiedlung (1635). Sie führte wohl zum Namen "Berg ohne Vegetation". Die letzten beiden Eruptionen (1902-1904 und 1929-1932) bildeten wie jene vor 1635 Staukuppen. Diejenige von 1929 war weniger zerstörerisch; es gab lediglich Blockströme und kleinere Glutlawinen im Tal der Rivière Blanche.