Vesuv & Campi Flegrei

Vulkanologische Phänomene in den Bildern von Fabris und Hamilton

Ein Klick auf das kleine Bild öffnet jeweils eine grössere Version (60-80K). Bilder mehrheitlich eingescannt aus: «Les Fureurs du Vésuve» Découvertes Gallimard Albums; GT 10037 (ZB Zürich); Originale in: Hamilton, William: «Campi Flegrei. Observations on the volcanoes of the two Sicilies as they have been communicated to the Royal Society of London», Naples 1776. Texte in Zusammenarbeit mit A. Bernhard und P. Leresche, Klasse 6a HS 2000/01 KZU Bülach.



Dieses Gemälde zeigt den Vesuv mit seinem auch heute noch markanten Erscheinungsbild: Rechts der eigentliche zentrale Stratovulkan und links der Wall der ihn einschliessenden Caldera (Monte Somma). Vor der Eruption von 79n.Chr. war der Monte Somma Bestandteil der Vulkanflanke. Nach dem gewaltigen Ausbruch stürzte der Vesuv grösstenteils in sich zusammen. Erst durch weitere Ausbrüche bildete sich nach und nach der Stratovulkan, der heute etwas höher als der Monte Somma ist.



Auf diesem Bild sind Gänge in der Innenwand der Somma-Caldera erkennbar. Das Ganggestein ist erosionsbeständiger als jenes, das es umgibt. Dies führt dazu, dass Gänge durch die Erosion aus dem Hang hervorragen. Die Leute unten im Bild stehen auf Stricklava (Pahoehoe-Lavastrom vom Januar 1778).



Der Schlackenkegel, der sich durch strombolianische Ausbrüche innerhalb des Hauptkraters gebildet hat, ist soeben sehr aktiv und schleudert bei wiederholten Explosionen Bomben aus. Die Beobachter sind geschickt genug, sich dem Kegel von der Luvseite her zu nähern. So werden sie nicht durch Lapilli, Asche und Gase belästigt. Sie stehen auf einem erstarrten Lavastrom, der den Schlackenkegel umflossen hat (vor der grossen Eruption 1767).



Die Bildserie zeigt das Wachstum des zentralen Schlackenkegels durch strombolianische Ausbrüche. Die zu den einzelnen Bildern gehörigen Daten sind: 1.) 8.7.1767 - 2.) 25.7.1767 - 3.) 6.8.1767 - 4.) 17.8.1767 - 5.) 3.9.1767 - 6.) 18.10.1767 nur ein Tag vor einem sehr grossen Ausbruch! Voller Begeisterung schrieb Hamilton: «Ich hatte diesen kleinen Berg wachsen sehen...Ich hege keine Zweifel daran, dass der ganze Vesuv auf diese Weise entstand».



Am Abend des 8. August 1779 stösst der Vesuv während einer plinianischen Eruption eine gewaltige Lavafontäne aus, die etwa dreimal die Höhe des Vulkans, also mindestens 4000m über den Krater hochsteigt. In der aschegeladenen Eruptionswolke zucken Blitze, und gewaltige Mengen von Tephra fallen selbst noch ausserhalb der Flanken des Monte Somma (links).



Am Morgen des 9. August 1779 dauert die plinianische Eruption an. Die Eruptionssäule ist allerdings mehrheitlich weiss, das heisst die Menge ausgeworfenen Tephras ist zurückgegangen. Nach wie vor werden aber noch Bomben ausgeschleudert, die selbst auf diese grosse Distanz noch erkennbar sind. Nach ihrem Flug entlang parabelförmiger Bahnen stürzen viele ins Valle del Inferno (zwischen Vesuvkegel und Monte Somma).



Pietro Fabris illustriert hier dramatisch, wie eine effusive Eruption, bei der die Lava hauptsächlich in flüssiger Form austritt und als Lavastrom herabfliesst, ein Bauerndorf auslöscht (20. Oktober 1767). Monte Somma verhindert, dass die Lava auch nach Norden (links) abfliesst und weitere Gebiete zerstört. Trotz der permanenten Gefahr haben Bauern auch nach verheerenden Ausbrüchen immer wieder die Hänge des Vesuvs neu besiedelt und bewirtschaftet.



Ein typischer Pahoehoe-Lavastrom zeigt bizarren Formen: Die strickartigen Gebilde (auch Stricklava) entstehen durch das schnelle Erstarren der Oberfläche, unter der die dünnflüssige Lava noch weiterfliesst. So wird eine erstarrte Haut immer wieder zusammengeschoben und bildet «Runzeln». Links sind die Gänge der Somma-Innenenwand zu erkennen. Der Hauptkrater beschränkt seine Tätigkeit auf Dampfausstoss. Seinerzeit wurden Damen mit Sänften den Berg hinaufgetragen...



Ein Aa-Lavastrom (erkennbar an der bröckligen Oberflächenstruktur) kommt am 11. Mai 1771 Schauplatz vorbei und fliesst beim Ort Resina ins Meer. Typisch für diese Art von Lava strom ist die steile, langsam vorrückende Stirn. Unter den Zuschauern befinden sich auch Pietro Fabris, links unten, und William Hamilton, der den Leuten den Lavastrom zeigt.



Aus einem Schlackenkegel an der Flanke des Vesuvs tritt bei einer Flankeneruption ein Lavastrom aus (1760). Gleichzeitig herrscht am Hauptkrater nur geringe Aktivität . Auch eine Flankeneruption hat für die Menschen am Vesuv schlimme Folgen: Sie haben zwar genügend Zeit, sich in Sicherheit zu bringen, jedoch gelangt der Lavastrom leicht bis zu den Siedlungen und zerstört Häuser und Agrarland.



Ausgrabungen in Pompeij bereits zu Hamiltons Zeit! Pompeij wurde 79 n.Chr. von einer plinianischen Eruption des Vesuvs metertief mit Asche zugeschüttet, die hier weggeräumt wird. Die Stadt wurde völlig zerstört und über 2000 Menschen kamen ums Leben. Die Personen auf dem Bild sind weniger an wissenschaftlichen Erkenntnissen als antiken Genstände interessiert, die sie verkaufen möchten.

Sir William Hamilton (links) wurde 1730 als Sohn einer aristokratischen Familie in Schottland geboren. Als britischer Diplomat gelangte e r1764 nach Neapel, wo er auch bis 1800 blieb. Er war seit seiner Ankunft vom Vesuv fasziniert. Seine Studien wurde dadurch begünstigt, dass zwischen 1764 und 1794 neue grosse Ausbrüchen stattfanden. Gesteinsproben schickte er nach England. Er beauftragte den Künstler Pietro Fabris, handkolorierte Kupferstiche der Vulkanlandschaft anzufertigen (unsere Bilder). Zudem befragte er einheimische Bauern über ihre Erfahrungen mit dem Vesuv, den er selber über 200 mal bestieg.

Pietro Fabris (1756–79) war ein italienischer Maler und Zeichner. Meist war er in Neapel tätig, doch bezeichnete er sich selbst als «englischen Maler». 1768 stellte er seine Werke in London bei der «Free Society» aus und 1772 bei der «Society of Artists».