Unfälle auf dem Vulkan Stromboli

Explosion am 16. Oktober 1993, eine Person schwer verletzt

Bericht von Peter Baumann, Zürich, Schweiz (Telefoninterview 5.7.1997)

Herr Baumann bestieg Stromboli am 14. Oktober 1993 und fand geringe Aktivität vor. Ausbrüche sah er etwa alle 30 min. Am 15. Oktober bestieg er den Vulkan erneut, diesmal zusammen mit seinem Patenkind sowie seiner Schwester, Frau Ehrat. Auf dem Weg nach oben trafen sie einen Mann im Abstieg, der berichtete, dass die Aktivität schwach sei und es wenig zu sehen gäbe. Eine weitere Gruppe befand sich auf dem Bastimento (nahe der kleinen Höhle). Als Herr Baumanns Gruppe auf dem Gipfel ankam, sahen sie tatsächlich fast keine Eruptionen. Sie waren enttäuscht, entschieden sich aber dennoch zu warten. Sie richteten sich genau auf dem Gipfel für die Nacht ein.

Um 01:10 GMT weckte eine sehr laute Detonation Frau Ehrat. Herr Baumann kann sich nicht erinnern, ob er zu diesem Zeitpunkt schon wach war. Bomben fielen um sie herum, und alle drei wurden getroffen, Herr Baumann und das Mädchen allerdings nur von kleinen Pyroklastika. Frau Ehrats Kleider entzündeten sich augenblicklich. Sie trug einen Pullover aus synthetischem Material, der bis auf den Reissverschluss vollständig verbrannte.

Die verbrannte Schaumstoffmatte, aufgenommen am 17.10.1993

Herrn Baumann gelang es, die Flammen zu löschen, indem er sich und einen Schlafsack auf seine Schwester warf. Dann realisierten sie, dass «alles um sie herum rot war». Sie waren derart schockiert, dass sie zunächst nicht wussten, was zu tun war.

Am nächsten Tag aufgenommene Bilder und weitere Informationen über die Eruption

Nach einer Weile (Herr Baumann kann kaum abschätzen wie lange, möglicherweise nach nur ein paar Minuten) folgte eine weitere, ebenso laute Explosion, und wiederum flogen Bomben bis auf den Gipfel. Allerdings wurden sie kein zweites Mal getroffen. Sie glaubten, dass es gefährlich sei, in der Nacht herumzugehen. Deshalb verband Herr Baumann an Ort und Stelle die sehr ernsthaften Wunden von Frau Ehrat so gut es ging. Etwa eine Stunde nach der zweiten Eruption ging Herr Baumann nachsehen, wie die Kraterterrasse aussah. Die ganze Zone war bedeckt von immer noch rotglühendem Material. Er konnte nicht herausfinden, welcher Krater die Ausbrüche verursacht hatte.

Etwa um 4 Uhr, immer noch im Dunkeln, begann die Gruppe abzusteigen. Sie hofften auf dem Bastimento die Gruppe zu finden, die sie abends zuvor gesehen hatten, und erwarteten Hilfe. Zu diesem Zeitpunkt glühten die auf dem Gipfelgrat niedergegangenen Bomben nicht mehr. Tatsächlich fanden sie auf dem Bastimento die anderen Touristen. Allerdings wurde ihnen nicht geholfen! Die anderen sagten ihnen, «sie hätten keine Zeit, da sie die Insel noch gleichentags verlassen müssten». Herr Baumann ist noch heute schockiert, dass sie in ihrer furchtbaren Lage keine Unterstüzung erhielten, und dies, obwohl Frau Ehrat offensichtlich schwer verletzt war.

Trotzdem gelang es ihnen, das Dorf zu erreichen, wo sie in der Saniätsstation bei der Kirche von San Vincenzo Erste Hilfe bekamen. Am gleichen Tag gelangten sie nach Lipari ins Spital.